Weisheit der Ureiwohner
Was ich von den indigenen Völkern für die Zukunft gelernt habe.
Günter Spitzing
17x24 cm 234 Seiten 98 Bilder
€ 24,20 ISBN 97 837 4500 5264
epubli
Wenn wir klug sind, lassen wir uns von den Ureinwohnern retten.
Die Ureinwohner lernen von uns durch unsere Entwicklungsmaßnahmen. So sehen wir das. Was wir aber nicht sehen ist, dass auch wir etwas von den Indigenen lernen können, lernen sollten und, wenn wir überleben wollen lernen müssen.
Unsere Zivilisation beruht bedauerlicherweise auf der Herrschaft über die Natur. Die Folge davon ist dass die Natur vernichtet wird. Doch wir haben allen Anlass daran zu denken, dass wir ein Teil der Natur sind.
Wie viele Tier und Pflanzenarten sind nicht bereits den westlichen Wirtschaftsinteressen zum Opfer gefallen!
Und wie viele indigene Völker haben wir nicht schon dezimiert, unterdrückt, ihrer Kultur beraubt oder sie sogar ausgerottet.
Ganz anders die indigenen Völker. Sie passen sich an die Natur an und es ist für sie eine Selbstverständlichkeit sie aktiv zu schützen: Sie entnehmen ihr nur das, was sie wirklich brauchen und die Reste die sie nicht verwerten, verstreuen sie im Wald.
Auch Indigene, die bis heute überlebt haben, sind bedroht.
Wenn auf ihrem Gebiet Kohle gefunden werden, werden sie in der Regel. Bleibt der schwarze Dreck im Boden, wird nicht nur die Luft sauber gehalten, sondern es können auch Ureinwohnerkulturen überleben.
Es ist dies ein Standartwerk über die einstigen und heutigen Ureinwohner und ein Plädoyer dafür, diejenigen unter ihnen, die bis heute überlebt haben, wirklich wirksam zu schützen – aber auch ihre Weisheit zu übernehmen.
Der Autor setzt sich selbst für eine Ureinwohnergruppe in Südindien ein und besucht sie seit 25 Jahren regelmäßig. Er kennt sie, ist mit ihnen eng befreundet und berichtet deshalb natürlich über seine ganz eigenen und ungewöhnlichen Erfahrungen.
Leseprobe aus "Die Weisheit der Ureinwohner":
Wir westlichen Menschen gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass wir von allem, was uns in der Nähe und der Ferne umgibt, unterschieden sind, dass wir mit allem, was außer uns ist, in einer Art von Konkurrenz stehen.
Sich in das ganz andere Denken der Indigenen einzufühlen, ist deshalb schwierig, weil wir kaum in der Lage sind uns das vorzustellen.
Doch die Menschen in nichtwestlichen Kulturen, und das ist die überwiegende Anzahl aller Menschen, neigen eher dazu anzunehmen und vor allem zu empfinden, dass das Ich eins ist mit Sonne, Mond und Sternen, Bergen und Meer, Tieren und Pflanzen, mit Gott oder auch dem Universalen und natürlich auch mit den Mitmenschen.
Mir ist das klar geworden als ich mehrere Irular Familien begleitete, die auszogen Pflanzen zu sammeln: Die Irular sind mit jeder einzelnen Pflanze, ihrem Nährwert, ihrer medizinische oder sonstige Wirkung, vertraut. Sie selbst und die Pflanzen sind eine Einheit. So müssen sie das empfinden. Frauen stimmen, wenn sie auf bestimmte hübsche Blüten treffen, ganz spontan ein melodisches Lied an.
Die Innigkeit, mit der die Irular sich den Erscheinungen der Natur zuwenden, ist tief beeindruckend. Sie sind sich auch durchaus bewusst, dass sie, solange sie in der Wildnis leben konnten, die Wälder geschützt hatten. Das muss ihnen nicht irgendwie beigebracht werden, sondern das ist für sie aus ihrer Lebenseinstellung heraus, eben dem Gefühl des Einsseins mit allem, was ist, eine pure Selbstverständlichkeit.
Ein für uns ungewohnter
Zustand des Bewusstseins:
Wir sind eins mit allem was in uns und außer uns ist
Verschiedene Kulturen in Asien und Latein Amerika pflegen Theorien, die von der Einheit aller Gegensätze ausgehen.
Besonders deutlich wird das in hinduistischem Bali mit der Lehre „rua bineda“ (so viel wie: Die Einheit der Gegensätze). Nach dieser Lehre gehören eng zusammen:
Richtung Kaja |
und |
Richtung Kelod |
(bergwärts zu den Göttern |
- |
seewärts zu den Dämonen) |
oben |
und |
unten |
Licht |
und |
Schatten |
hell |
und |
dunkel |
männlich |
und |
weiblich |
Feuer |
und |
Wasser |
Berge |
und |
Meer |
usw. |
|
usw. |
Diese Lehre deutet auf eine Art von Zusammenschau aller Dinge als eine Einheit hin.
Wenn Menschen sich als Einheit mit allem Anderen empfinden, dann sind sie mehr am Zusammenwirken und weniger an Konkurrenz interessiert. Und das hat selbstverständlich gravierende Auswirkungen auf den Lebensstil und auf das wirtschaftliche Denken und Tun:
Das Papua-Volk der Gahuku-Gama in Neuguinea hat sich das Fußballspiel angeeignet, aber es gemäß seiner eigenen Art zu denken verändert. Es werden keine Tore gezählt und keine Sieger gefeiert.
Es gibt ein Punktesystem und es werden so viele Spiele nacheinander absolviert, bis beide Seiten dieselbe Punktzahl erreicht haben. Das ist wettkampffreier Fußball! (Lit.: 20)."